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1. Die Geschichte des Alterthums - S. 646

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
646 Xi. Die Römer. ein für sie geschmücktes Fahrzeug, welches so gebaut war, daß es mit einem Druck aus einander ging. Der Anschlag aber mißlang, Agrippina wurde gerettet und auf eine ihrer Villen am Lucrinersee gebracht. Dort ward sie von einigen rohen Seesoldaten niedergehauen. Von Gewissensbissen gealtert, verließ Nero den Ort der gräßlichen That und sandte an den Senat ein Schreiben aus Seneca's Feder, worin er erzählte, daß seine Mutter gegen ihn einen Meuchelmord versucht, und weil dieser mißlungen, sich selbst getödtet habe. Der Senat beschloß, der ofsiciellen Darstellung entsprechend, Danks.'ste in allen Tempeln, und der gerettete Kaiser zog, von ganz Rom jubelnd begrüßt, wie im Triumph in die Stadt ein, und gab dort großartige Festspiele. Der Tod seiner Mutter befreite ihn von aller lästigen Aufficht, so daß er von jetzt an sich der rücksichtslosesten Befriedigung seiner Liebhabereien hingab. Zu diesen gehörten das Wagenlenken und das Citherspiel mit Gesang. Man richtete den sogen. Circus des Gaius (Caligula) im Va-ticanischen Thale her, und nur die Hofleute hatten vorläufig das Glück, die Leistungen ihres Herrn in der edlen Wagenkunst zu bewundern. Auch stiftete dieser das scenische Spiel der Juvenalia, wo er in eigenem Theater vor gewählten Zuhörern als Kitharöde auftrat und die angesehensten Männer und Frauen zwang, zu singen und zu tanzen. Als Dichter trug Nero ohne Kampf über alle Sänger den Sieg davon, weil keiner für würdig erfunden wurde, sich mit des Kaisers Virtuosität zu messen. Eben so wurde er bei den von ihm gestifteten Neronien, einem fünfjährigen Festspiel, welches musische, gymnastische und equestrische Spiele umfaßte, von einem ebenfalls auserwählten Publicum als Sieger in der Beredsamkeit ausgerufen, ohne daß er um den Preis gekämpft hatte; seine wiederholten Reden im Senate und wohl auch bei anderen Gelegenheiten schienen diesen Act höfischer Schmeichelei zu rechtfertigen. Burrus und Seneca boten zwar Alles auf, um den Fürsten vor Selbstentwürdigung zu bewahren, konnten es aber nur so weit bringen, daß^er nicht in den öffentlichen Theatern auftrat. Als aber Burrus im Anfange des I. 62 an einer Halskrankheit starb und mit dem Tode desselben auch der Einfluß des alten Seneca durch die Intriguen der nach Alleinherrschaft strebenden Poppäa Sabina aushörte, sanken alle Schranken für Nero, der nun zum vollendeten Wütherich heranreifte. Seiner edlen Gemahlin Octavia schickte er den Scheidebrief (wegen angeblicher Unftucht-barkeit), um die Buhlerin Poppäa zu heirathen, welche nun durch die gemeinsten Verläumdungen den Sturz der geschiedenen Kaiserin herbeizuführen suchte. Wirklich brachte sie es dahin, daß Nero feine erste Gemahlin, die er nie geliebt hatte, nach Campanien verbannte und nach kurzer Zeit umbringen ließ. Während ganz Rom über den Tod der edlen, erst zwanzigjährigen Frau jammerte, beschloß der Senat für diesen Mord Dankgebete den Göttern. Bald trat Nero mit Männern und Fraüen aus den vornehmsten Ständen öffentlich aus der Bühne (zuerst in Neapel) und als Wettrenner im Circus

2. Die Geschichte des Alterthums - S. 684

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
684 Xi. Die Römer. Geiserich gegen Rom vor und eroberten abermals die Stadt, die schonungsloser als einst von den Gothen behandelt wurde. Eine kaiserliche Macht gab es nicht mehr, die Männer, die in schnellem Wechsel mit dem kaiserlichen Namen bekleidet wurden, waren entweder ohnmächtige Werkzeuge in der Hand der Westgothen- und der Burgunderkönige, oder sie wurden vom Hofe zu Constantinopel, oder endlich von dem Willen jener barbarischen Kriegs-schaaren geleitet, die in Italien standen. Eine wahrhafte Macht erhob sich in diesem Lande erst wieder, als die Heruler, Rugier, Gothen, Thüringer und andere Deutsche, die im römischen Solde dienten, Odoaker, einen ihrer Genossen, der als gemeiner Kriegs-mann nach Italien gekommen war, zu ihrem Könige erhoben, um unter ihm eine feste Herrschaft sich hier zu begründen. Der letzte römische Kaiser vereinigte zufällig in feinem Namen die der beiden großen Stifter der Stadt und der Monarchie, er führte und entweihte die Namen Romulus und Augustus, welchen letztem die Zeitgenossen verächtlich in Augustulus verwandelten. Odoaker schonte das Leben des harmlosen Jünglings, setzte ihm eine Pension von 6000 Goldstücken aus und wies ihm das Lustschloß des Lucullus in Campanien zum Aufenthalte an.

3. Die Geschichte der letzten 50 Jahre - S. 180

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
180 16. Die belgische Revolution. b. Trennung Belgiens von Holland 1830. Erst vier Wochen nach der Juli-Revolution kam die lang ver- haltene Aufregung in Brüssel zum Ausbruche, als am Geburtstage des Königs, 25. August, die damals noch neue Oper „die Stumme von Portici" aufgeführt wurde, deren Gegenstand der Aufstand des Masaniello in Neapel (im Jahre 1647) bildet. Jede Stelle, die der aufgeregten Leidenschaft schmeichelte, ward von dem überfüllten Hause mit jubelndem Beifalle ausgenommen, und nach dem Schlüsse der Vorstellung stürzte sich die rasende Menge nach den Wohnungen des Polizei-Directors und des Justiz-Ministers van Maanen; erstere wurde demolirt, letztere erst geplündert, dann in Brand gesteckt. Am 26. August bildete sich eine Nationalgarde, welche die Anarchie niederhielt; doch am Nachmittage wurde schon über dem Rathhause die schwarzrothgelbe Fahne von Brabant aufgepflanzt, als das erste Zeichen des Strebens nach Unabhängigkeit. Während eine Deputa- tion der vornehmsten Einwohner Brüssels nach dem Haag reiste, um den König mündlich zu ersuchen, den Belgiern die längst ge- wünschten Concessionen (Entfernung van Maanen's, ein besseres Wahlsystem, Geschwornengerichte, wie zur französischen Zeit, Ver- antwortlichkeit der Minister, Amnestie für die politisch Verurteilten) zu gewähren, ahmte ganz Belgien das Beispiel der Hauptstadt nach: allenthalben, besonders in den wallonischen Provinzen, stand das Volk auf, die Arbeiter zerstörten (namentlich in Verviers) die Ma- schinen, verbrannten die Häuser der verhaßten holländischen Beamten und zogen nach Brüssel, um den Sieg der Revolution entscheiden zu helfen. Der König wollte nicht furchtsam erscheinen und wies die Forderungen der Deputation zurück. Zugleich sendete er seine beiden Söhne nach Belgien: der ältere, Wilhelm von Oranien, sollte mit seiner bekannten Popularität den Weg der Unterhandlun- gen und Versprechungen versuchen, der jüngere aber, Prinz Friedrich, bei Vilvorde möglichst viele Truppen zusammenziehen. Der Prinz von Oranien wurde zwar von der Nationalgarde freundlich ausge- nommen, aber seine Proclamation von dem mißtrauenden Pöbel verbrannt. Diese bedenkliche Lage bestimmte ihn, am 3. September eine legislative und administrative Trennung Belgiens von Holland anzubieten, so daß beide Länder ihre besonderen Kammern und jedes ein eigenes Ministerium haben und nur durch Personal-Union der- selben Dynastie angehören sollte. Der König, ohne sich damit ein- verstanden zu erklären, berief die Generalstaaten nach dem Haag auf den 13. September; die Thronrede berührte zwar den eigent- lichen Zweck der Einberufung der Kammern, die Berathung über die Trennung Belgiens von Holland, stellte sie aber nicht als eine un- vermeidlich gewordene Nothwendigkeit dar. Diese Unentschiedenheit der Thronrede und der schwerfällige Gang der Verhandlungen er- zeugten neues Mißtrauen, und die Belgier glaubten vom Prinzen

4. Die Geschichte der letzten 50 Jahre - S. 348

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
348 34. Die Revolutionen in Deutschland im Jahre 1848. den (damals abgefallenen) lombardisch-venetianischen Ländern gänz- lich absah, so daß man nicht wußte, ob die Regierung die Lombar- dei anfgegeben, oder ob sie dieselbe nach der Wiedereroberung absolu- tistisch regieren wolle. Die Czechen fanden die Autonomie der Pro- vinzen in der Verfassung zu wenig gewahrt, beruhigten sich aber einstweilen in dem festen Glauben, daß die bereits am 8. April 1848 Böhmen verliehene Verfassung (s. Nr. 37) ein Prioritätsrecht besitze. e. Die März-Revolution in Berlin. In Preußen war eben so viel Gährungsstoff wie in Oesterreich, wenn auch von theilweise anderer Beschaffenheit und anderem Ur- sprung, vorhanden. Preußen war durch die ideellen Schätze, in deren Besitz sich seine Bevölkerung befand, eines der am weitesten fortge- schrittenen Länder der Welt, während seine politischen Zustände tief unter dieser geistigen Höhe standen. Allerdings boten auch die öf- fentlichen Einrichtungen manche ausgezeichnete Erscheinungen dar. Die Verwaltung, namentlich der Finanzen, die Militär-Organisation, die Sorge für die inneren Communicationen und die Landescultur wurden selbst vom Ausland als musterhaft angesehen. Aber der Umstand, daß Preußen, obgleich der größte reindeutsche Staat, sich mit mittelalterlichen Provinzialständen begnügen mußte, während Mittel- und Kleinstaaten constitutionelle Staats-Verfassungen besaßen, gab schon zu erkennen, daß es an zeitgemäßer politischer Entwicklung, anstatt Deutschland voranzugehen, hinter einem Theile desselben zu- rückgeblieben war. Eine Unzufriedenheit mit dem Bestehenden war schon seit Jahren vorhanden, schien aber mehr in den Provinzen, als in der Hauptstadt verbreitet zu sein, als plötzlich am 6. März eine Versammlung auf einem Platze vor den Zelten, einem Vergnü- gungsorte im Thiergarten, abgehalten, und daselbst über die Forde- rungen des Volkes berathen wurde, die in Form einer Petition an den König ausgesprochen werden sollten. Die Polizei verhinderte die Absendung einer Deputation nach dem königlichen Schlosse, ließ aber zu, daß dieses Schriftstück an öffentlichen Orten zur Sammlung von Unterschriften aufgelegt wurde. Der König hatte ein lebhaftes Mißfallen über diese Kundgebungen geäußert. Am 13. März kam wieder eine große Menge Menschen zur Besprechung über die Ereig- niffe des Tages vor den Zelten zusammen. Beim Nachhausegehen fanden die Tausende von Teilnehmern an dieser Versammlung unter den Linden, in der Nähe des Schlosses und den benachbarten Straßen Truppen aufgestellt und sogar Kanonen aufgefahren. Es kam zwischen einzelnen Volkshaufen und den Infanterie- und Caval- lerie-Patrouillen hier und da zu einem Zusammenstoß, wobei einzelne Personen starke Verwundungen erhielten. Am 14. März empfing der König eine Deputation des Magistrats und der Stadtverordneten

5. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 302

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
302 Zweiter Zeitraum: 1648—1789. Schlöffe und einem kleinen Dorfe bestand. Die freie Lage, die geringe Entfernung von Paris und die schon vorhandenen Anlagen trugen dazu bei, ihn zu bestimmen, das bereits vorhandeneschloß weiter auszubauen, welches auch das Hauptgebäude der ganzen Anlagen bleiben sollte. Erst 1710 ward der Bau mit einer Kirche beendet, welche allein über drei Millionen Livres kostete. Das Innere wurde mit verschwenderischer Pracht und mit den Werken der vorzüglichsten französischen Maler damaliger Zeit ausgestattet. Die öde Umgegend wurde in einen ausgedehnten Park umgewandelt, welcher mit zahlreichen marmornen und bronzenen Statuen und Vasen geschmückt wurde; im Dor^Lllel^wurde ein zweites prachtvolles Schloß und ein anderes für die Montespan zu Clagny, nahe bei Versailles, erbaut. Durch die Nähe des Hofes und durch die Begünstigungen, welche der König Baulustigen gewährte, stieg die Bevölkerung von Versailles bald auf 30,000 Menschen. Als Ludwig des Glanzes und des geräuschvollen Treibens in Versailles überdrüssig wurde, wählte er zum Bau eines einfachen, einsamer gelegenen Schlosses das enge Thal bei Marly, welches er durch allmähliches Abstechen der es einschließenden Hügel erweitern und mit großen Kosten durch Wasserleitungen und Baumpflanzungen in einen Park umgestalten ließ. Auch die Schlöffer von St. Germain, Fontainebleau und Chambord, so wie das Louvre und die Tuilerieen wurden vergrößert und verschönert. Das Selbstgefühl, welches dem Könige das Bewußtsein der Erhabenheit seiner königlichen Würde einflößte, ward noch durch die Schmeicheleien nicht allein der Hofleute, sondern auch der Geschichtschreiber und Dichter erhöht. Corneille hatte schon 1650 in dem Prolog zu seiner Andromeda den Sonnengott die Verheißung aussprechen lassen, daß Alexander und Cäjar einst an den W«fl£U- Lutzwiall aefesselten Besiegten gleichen würden. Racine erhob 1665 in der an den König ^gmchieten Widmung seines Mäander denselben weit über diesen und nennt ihn den wmsten Kföitig der Erde; in einer akademischen Rede (1685) bezeichnet er seine @efchichte~afi"eine Kette von wunderbaren Thaten, als eine ununterbrochene Reihe von Wundern! Solche Lobpreisungen und die Schmeicheleien, welche in noch stärkerem Maße von den Hofleuten geäußert wurden, mußten den König immer mehr in der Einbildung bestärken, daß er allein der Schöpfer der Macht und Größe Frankreichs, und seine Minister und Feldherren nur die Werkzeuge für die Ausführung seiner Gedanken und seines Willens seien, daß seine Ansichten unfehlbar und daß es ein Verbrechen sei, auch nur eine andere Meinung haben zu wollen. Doch es genügte ihm nicht, daß auch der leiseste Widerspruch gegen seine politischen Grundsätze, gegen die Unumschränktheit der königlichen Macht verstummt war, er wollte auch, daß Niemand in seinem Reiche andere rlli^Lj^Vorstmungen hege als diejenigen, welche er für die richtigen hielt, und er begann jede Abweichung von diesen mit größerer Strenge als früher zu verfolgen, seitdem er durch den Einfluß einer Frau,

6. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 301

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
49. Der Hof Ludwig's Xiv. Wohnungen sollten gleichfalls die Majestät des Herrschers verkündigen. Ein zahlreicher Hofstaat, eine noch viel zahlreichere Garde, die Anwesenheit vieler Personen des hohem Adels, welche eben so wie die geringeren Edelleute den Blick und die Aufmerksamkeit des Königs auf sich zu ziehen suchten, und häufige prachtvolle Feste gaben dem Hofe einen blendenden Glanz; der Mittelpunkt und der Beherrscher dieses Kreises war der König, dessen feines, abgemessenes Benehmen das Muster für die Etiquette wurde, die durch seine Mutter und seine Gemahlin aus Spanien nach Frankreich verpflanzt worden war. Daß aber hinter diesem Scheine sich die tiefste Unsittlichkeit verbarg, hat der König selbst großentheils verschuldet; denn wenn er auch nicht, wie sein Nachfolger, in den Schmutz des Lasters versank, so hat er doch die Majestät entwürdigt, indem er die Fehltritte seines Privatlebens mit einer Art vornehmen Anstandes zur Schau trug und sich begnügte, zwei Vorsichtsmaßregeln festzuhalten, einmal über dem Genuß nicht b&Jh&aimmgs-g es fein Herz überließ, nicht auch Jemen Geist beherrschen zu lassen und ihnen keinen Einfluß auf die Geschäfte zu gestatten.<Seine Gemahlin^' obwohpfte' die größte Liebe und Ergebenheit gegen ihn h'etzte, besaß zu wenig Verstand und Anmuth, um ihn fesseln zu können. <^Der Rönig gab sogar M Welt das neue Schauspiel zweier gleichzeitigen Mamessen (der Hofdame La Hallie^ und der Matquisejjonj^ welcw ihn auf seinen Reisen in die militärischen Lager und zur Armee begleitetes Mü sogar in dem Wagen der Königin Platz hatten, so daß das Volk vm-Äen Seiten herbei kam — um die drei Königinnen zu sehen. Die Montespatz, deren Gemahl, weil er seinen Ansprüchen auf sie nicht entsagen wollte, eist in die Bastille gesetzt und dann nach Guieune verbannt wurde, war längere Zeit durch Geist und Schönheit der Mittelmkrkt des Hofes und seiner Feste, die Hoffnung und der Schrecken Minister und Generale, und sie wurde um so mehr gefürchtet^ak^sie eben so stolz (selbst gegen die Königin), boshaft und eigensinnig'ivar, wie sie geistreich und anmuthig sein könnte.,/ Dem glänzenden Hofe Ludwig's entsprach auch die Pracht und Großartigkeit seiner Paläste. Der tiefe Eindruck, welchen seine Flucht aus Paris im I. 1649 auf ihn gemacht, die Erinnerung an die Unruhen der Fronde, der dadurch entstandene Widerwille gegen jegliches Volksgetümmel und überhaupt Abneigung gegen das Stadtleben, endlich die Ansicht, daß es einem Fürsten gezieme und Vortheilhaft sei, sich von der großen Masse des Volkes fernzuhalten, bestimmten ihn, seine Residenz nicht in der Hauptstadt zu nehmen. Er wählte zunächst das Schloß von St. Germain zu seinem gewöhnlichen Aufenthalt, allein der beschränkte Raum desselben reichte bald für den Hof nicht mehr aus, und er faßte den Enschluß, einen von seinem Vater herrührenden Bau zu erweitern. Dieser hatte von dem Erzbischof von Paris die Herrschaft von Versailles gekauft, welche nur aus einem verfallenen

7. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 372

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
372 Zweiter Zeitraum: 1648—1789. und Wissenschaft begünstigt und befördert, welche zu ihrer Blüte der Freiheit und der Begeisterung für Wahrheit nicht bedarf und gleichwohl dem Glanze der Vornehmen und der Eitelkeit der Reichen vortrefflich dient. Während in Frankreich und bald in Europa, wo man den französischen Ton nachäffte, die höheren und mittleren Klassen sich weiter von aller gemüthlichen Volksbildung entfernten, und ganz neue Ansprüche begründeten, ward in dem Ton und in der Modelectüre derselben Klassen nach und nach ein radical-revolu-tionärer und sogar ein demokratischer Geist herrschend. Schon unter Ludwig Xiv. bereiteten Bayle und eine Gesellschaft Pariser Spötter, unter denen Voltaire schon als Knabe glänzte, die Revolution vor, die unter der Regentschaft erfolgte. Die Kühnheit des Gedankens, die Genialität bei der Betrachtung göttlicher und menschlicher Dinge, welche Jeder, der etwas gelten wollte, haben oder affectiven mußte, erschütterte die Grundfesten der europäischen Staaten, so weit sie auf christlich-monarchischen oder aristokratischhierarchischen Grundlagen gebaut waren. In der zweiten Periode ward vollendet, was in der ersten begonnen war. Die Gewalt sollte überall den Staat erhalten und die Regierenden scheuten sich nicht, der Sittlichkeit und dem Rechte Verschlagenheit und Verdorbenheit, wenn sie ihren Zwecken dienten, öffentlich vorzuziehen. Die neue Dynastie in England wie der Regent und fein Dubois in Frankreich verschmähten kein unmoralisches Mittel, das ihnen nützlich sein konnte, und rühmten dieses Verfahren als echte Staatsweisheit. Ein einziger Regent des Jahrhunderts (Friedrich Ii.) huldigte schon als Jüngling der neuen Lehre vom Fortschreiten, von schnellerjmwicfelung, von Aufklärung, als der Morgenröthe eines Tages ganz veränberter Sitten. Er stellte sich an die Spitze der in Frankreich der Regierung und bet Geistlichkeit furchtbaren Opposition und ward von der alten Partei als Antichrist gehaßt, von der neuen als Messias begrüßt. Sein Ruhm und feine Popularität beweisen hinreichend, daß es unmöglich warb, das System des Mittelalters äußerlich. aufrecht zu erhalten, sobald der Geist desselben entwichen war, daß daher die Regierungen Eutopa's nur der Nothwendigkeit folgten, wenn sie Friedrich zum Muster nahmen. Frankreich allein konnte und wollte lange seinem bisherigen System nicht untreu werden und entschloß sich erst dazu, als es zu spät war. Gerade in dieser Periode ward Paris, was einst Italien gewesen war, die Schule von ganz Europa, der Hof in Versailles verlor seine Bebeutung und die Eirkel der Hauptstabt und mit ihnen die Ptebiget der neuen Weisheit würden Lehrer aller höheren Bilbung in Europa. In der britten Periobe siegte überall die neue Lehre vom Fortschreiten mit der Zeit, von der Verbesserung des Zustanbes aller Klaffen, auch der Gefangenen und der Verbrecher, und selbst in Deutschland wo das Regiment des Mittelalters durch Gemüthlichkeit des Volkes, durch die Form des Staates, durch die protestantische Orthodoxie und die katholische Hierarchie aufrecht

8. Die Geschichte der neuesten Zeit - S. 165

1877 - Köln : DuMont-Schauberg
15. Die belgische Revolution. 165 25. August, die damals noch neue Oper „die Stumme von Portici" aufgeführt wurde, deren Gegenstand der Aufstand des Masaniello in Neapel (im Jahre 1647) bildet. Jede Stelle, die der aufgeregten Leidenschaft schmeichelte, ward von dem überfüllten Hause mit jubelndem Beifalle aufgenommen, und nach dem Schlüsse der Vorstellung stürzte sich die rasende Menge nach den Wohnungen des Polizei-Directors und des Justiz-Ministers van Maanen; erstere wurde demolirt, letztere erst geplündert, dann in Brand gesteckt. Die Politik der Regierung, keine belgischen Regimenter zu bilden, sondern jedes aus Holländern und Belgiern zusammenzusetzen, wanbte sich nun gegen sie, inbem kein Oberst mehr wußte, wie weit er sich auf seine Trnppen verlassen konnte. Demzufolge war die Armee besorga-nisirt und mußte sich zurückziehen. 'Am 26. Ang. bilbete sich eine Nationalgarbe, welche die Anarchie niederhielt; boch am Nachmittage würde schon über dem Rathhause die schwarzrothgelbe Fahne von Brabant aufgepflanzt, als das erste Zeichen Les Strebens nach Unabhängigkeit. Währenb eine Deputation der vornehmsten Einwohner Brüssels nach dem Haag reiste, um den König mündlich zu ersuchen, den Belgiern die längst gewünschten Concessionen (Entfernung van Maanen's, ein besseres Wahlsystem, Geschwornengerichte, wie zur französischen Zeit, Verantwortlichkeit der Minister, Amnestie für die politisch Verurtheilten) zu gewähren, ahmte ganz Belgien das Beispiel der Hauptstadt nach: allenthalben, besonders in den wallonischen Provinzen, stand das Volk auf, die Arbeiter zerstörten (namentlich in Verviers) die Maschinen, verbrannten die Häuser der verhaßten holländischen Beamten und zogen nach Brüssel, um den Sieg der Revolution entscheiden zu helfen. Der König wollte nicht furchtsam erscheinen und wies die Forderungen der Deputation zurück. Zugleich sendete er seine beiden Söhne nach Belgien: der ältere, Wilhelm von Oranten, sollte mit seiner bekannten Popularität den Weg der Unterhandlungen und Versprechungen versuchen, der jüngere aber, Prinz Friedrich, bei Vilvorde möglichst viele Truppen zusammenziehen. Der Prinz von Oranieu wurde zwar von der Nationalgarde freundlich aufgenommen, aber seine Proklamation von dem mißtrauenden Pöbel verbrannt. Diese bedenkliche Lage bestimmte ihn, am 3. Sept. eine legislative und administrative Trennung Belgiens von Holland anzubieten, so daß beide Länder ihre besonderen Kammern und jedes ein eigenes Ministerium haben und nur durch Personal-Union derselben Dynastie angehören sollte. Der König, ohne sich damit einverstanden zu erklären, berief die Generalstaaten nach dem Haag auf den 13. September; die Thronrede berührte zwar bett eigentlichen Zweck der Einberufung der Kammern, die Berathung über die Trennung Belgiens, von Hollanb, stellte sie aber nicht als eine unvermeidlich geworbene Nothwendigkeit dar. Diese Unentschiedenheit der Thronrede und der schwerfällige Gang der Verhandlungen erzeugten neues Mißtrauen, und die Belgier glaubten vom Prinzen von Orattien

9. Die Geschichte der neuesten Zeit - S. 419

1877 - Köln : DuMont-Schauberg
43. Napoleon Iii. 419 und ganz Frankreich blickte mit Stolz auf seinen Kaiser, in dessen Hand Enropa's Schicksal zu liegen schien. Den Glanzpunkt seiner politischen Größe erreichte vollends Napoleon durch den Feldzug in Italien 1859 (s. Nr. 44), der ihn in blendendem Siegesglanze an der Spitze der siegreichen Armee als Schlachtfeldkaiser in seine Hauptstadt zurückführte. War Napoleon nach außen glücklich, so war seine Regierung im Innern nicht weniger glänzend. Indem er in Paris ausgedehnte Bauten unternahm, die Rivolistraße bis zum Stadthause verlängerte, das Louvre ausbaute rc., beschäftigte er nicht nur die Arbeiter, sondern zerstörte auch die engen Gassen, die bei allen Pariser Revolutionen den Insurgenten zum hauptsächlichsten Stützpunkte gedient hatten. Den Bürgerstand, dem er die freie Presse, die Wahlumtriebe, das Nationalgardenspiel und die Tribüne entrissen hatte, suchte er durch Beförderung des Luxus zu gewinnen. Aus dem Mittelpunkte des Staates verbreitete sich Verschwendung, Unterschleif und Bestechung in alle Adern der Finanzwaltung, welche, trotz des hervorragenden Talentes ihrer Lenker, trotz des eifrigen Willens des Kaisers, der selbst in Geldsachen unordentlich und verschwenderisch war, niemals m ein regelmäßiges Gleichgewicht kam. Die Staatsgewalt lag ganz in seiner Hand, der gesetzgebende Körper war nur sein Werkzeug, die Opposition so gut wie verstummt. Nur das Gefühl der Ohnmacht hielt die Republikaner ab vom offenen Auftreten gegen den Absolutismus. Aber im Stillen bereitete ihre bittere Feindschaft Verschwörungen gegen das Leben des Kaisers. Drei Italiener kamen im Sommer 1857, im Auftrage Mazzini's (s. S. 394), nach Paris, um Napoleon zu ermorden, wurden aber ergriffen und zu schweren Strafen ver-urtheilt. Auch Ledru-Rollin, der sich in London aufhielt, ward als Mitschuldiger in seiner Abwesenheit verurtheilt, aber man vermochte nicht durchzusetzen, daß er des Asylrechtes in England verlustig erklärt wurde. Ungleich größeres Aufsehen machte das Attentat Felix Orsini's, der, wie er selbst bekannte, sich bis 1848 an allen Verschwörungen zur Befreiung Italiens betheiligt hatte und nach dem Sturze der päpstlichen Regierung Mitglied des römischen Conventes gewesen. Als Napoleon am 14. Jan. 1858 mit seiner Gemahlin in Paris zur Oper fuhr, platzten drei Handgranaten theils neben, theils unter seinem Wagen. Dem Kaiser war nur der Hut durchschossen, er selbst und die Kaiserin unverletzt geblieben, während eine große Zahl der Umstehenden verwundet, mehrere getödtet wurden. Das Attentat war von den Mazzinisten ausgegangen, welche an Napoleon für die Vernichtung der römischen Republik Rache nehmen und mit ihm das Haupthinderniß der Befreiung Italiens beseitigen wollten. Die Verschworenen waren von Orsini in England geworben worden und mit ihm, ausgestattet mit Londoner Pässen, nach Paris gekommen, sie wurden sofort entdeckt und verhaftet. 27*

10. Lesebuch für obere Classen in katholischen Elementarschulen - S. 92

1857 - Köln : DuMont-Schauberg
3. „Wer nicht eben so gut zu sparen, als zu verdienen weiß, der kann sich zu Tode arbeiten, ohne einen Pfennig zu hinterlassen. Eine fette Küche macht ein mageres Testament, sagt der alte Richard. Wie gewonnen, so zerronnen, heißt es von man- chem schönen Thaler. Seit die Frauen über den Thee- und Kaffee- Visiten den Spinnrocken und das Strickzeug, und die Männer über den Spiel- und Trinkgesellschaften Hammer und Axt vergessen ha- den, ging manches Vermögen fast zu derselben Zeit verloren, da es erworben wurde. Willst du reich werden, so lerne nicht allein erwerben, sondern auch sparen, sagt Richard „Schränkt euren thörichten Luxus ein, so dürft ihr nicht über schwere Zeiten, drückende Abgaben und großen Aufwand im Hause klagen. Eine einzige dieser Thorheiten zu unterhalten, kommt theu- rer zu stehen, als zwei Kinder aufzuziehen. Ihr glaubt vielleicht, eine Tasse Thee oder Kaffee, ein Glas Wein oder Bier, bisweilen ein Leckerbissen, etwas feinere Kleider, dann und wann eine Lust- partie, dies alles habe so viel nicht auf sich; aber erinnert euch, was der alte Richard sagt: Ein Wenig, mehrmal wieder- holt macht ein Viel. Hütet euch vor den oft wiederholten kleinen Ausgaben! Eine kleine Oeffnung versenkt ein großes Schiff, und Wohlgeschmack führt zum Bettelsack. „Ihr habt euch hier zu einer öffentlichen Versteigerung von allerhand Sachen versammelt. Ihr nennt diese Dinge Güter; aber ihr mögt euch wohl vorsehen, daß sie nicht Einigen unter Euch zu Uebeln werden. Ihr denkt, sie werden wohlfeil, vielleicht weit un- ter ihrem Werthe weggegeben; allein wenn ihr sie nicht nothwen- dig braucht, so werdet ihr sie auf jeden Fall zu theuer bezahlen. Richard sagt: Kaufe nur, was du nicht brauchst, so wirst du bald verkaufen müssen, was du brauchst. — Der Wcise, so sagt der alte Richard, wird durch fremden Schaden klug, ein Narr kaum durch seinen eigenen. Ich kenne Leute, welche selbst hungern und ihren eigenen Kindern das Brod entziehen, um sich Geld für ein schönes Kleid zu sparen. Seide und Sammt löschen aber das Feuer in der Küche aus. Dahin ist es gekommen, daß der erkünstelten Bedürfnisse mehr sind, als der natürlichen. Durch solche und ähnliche Thorheit sind reiche und vornehme Leute an den Bettelstab gekommen und genöthigt worden, solche um Hülfe anzusprechen, auf die sie früher hochmüthig herabsahen, welche aber durch Fleiß und Sparsamkeit zu Vermögen und An- sehen kamen. Der alte Richard sagt: Ein Bauer auf den Füßen ist größer, als ein Edelmann auf den Knieen. Mancher, der am meisten klagt, hatte ein artiges Vermögen geerbt;
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